Bis 30.06.2020 finden keine Veranstaltungen statt!

Aufgrund der aktuelle Situation finden bis 30. Juni 2020 an der Universität Wien KEINE ÖFFENTLICHEN VERANSTALTUNGEN statt. Der Lehrbetrieb wurde auf homelearning umgestellt.

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Aktuelle Ringvorlesung Gender Studies: Gender, Religion, Transformation

Religionen, religiöse Zugehörigkeit und Praktiken nehmen bereits seit geraumer Zeit an Sichtbarkeit und damit auch an Bedeutung im öffentlichen Raum zu. Dabei gilt es das Verhältnis zwischen Religion und Säkularität beständig neu auszuhandeln, was auch zu einer globalen Transformation von Werten sowie von Gesellschaften insgesamt führt. Geschlechterkonstruktionen spielen dabei eine wichtige Rolle.

Daraus ergibt sich auch innerhalb der interdisziplinären Geschlechterforschung die Anforderung, sich den daraus erwachsenden Fragen und Herausforderungen stärker zu stellen. International ausgewiesene Expert*innen werden in der vom Wintersemester weitergeführten Ringvorlesung die Transformation von Geschlechterkonstruktionen aus unterschiedlichen religiösen Traditionen heraus beleuchten sowie aktuelle gesellschaftliche Diskurse und empirische Entwicklungen zu Religion und Geschlecht auf deren transformatorische Implikationen hin befragen und diskutieren.

Die Vorträge können alle Interessierten ohne Anmeldung besuchen! Um die Ringvorlesung als Lehrveranstaltung im Master Gender Studies und EC Anwendungen Gender Studies zu absolvieren, sind die Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldefrist und Zusatztermine erforderlich.

Konzeption und Organisation: Sabine Grenz, Universitätsprofessorin für interdisziplinäre Gender Studies, Birgit Heller, außerordentliche Universitätsprofessorin am Institut für Religionswissenschaften und Andrea Lehner-Hartmann, Universitätsprofessorin am Institut für Praktische Theologie. Organisiert wird die Jahresringvorlesung 2019/20 in Zusammenarbeit mit dem Referat Genderforschung der Universität Wien mit Unterstützung durch das Forschungszentrum "Religion and Transformation in Contemporary Society" der Universität Wien.

Details

Termin

  • jeweils Mittwoch, 18:30-20 Uhr
  • Beginnt am 11. März 2020

Ort

  • Hörsaal 32, 1. Stock/ Stiege 9, Universität Wien
    Universitätsring 1, 1010 Wien
  • Hörsaal und Vortragsbereich sind barrierefrei zugänglich.

Programm SoSe 2020

Birgit Heller, Andrea Lehner-Hartmann

Eine Einführung in religionsbezogene Perspektiven der Gender Studies

ABGESAGT!  Der Vortrag findet nicht am Mittwoch, 11. März 2020 statt.

Die drei Titel gebenden Kategorien dieser Ringvorlesung lassen sich in mehrfacher Weise aufeinander beziehen. Gender und Religion sind eng miteinander verflochten: Religiöse Traditionen, Anschauungen, Symbole und Praktiken sind nicht nur geschlechtsspezifisch geprägt, sondern Geschlechterrollen, Stereotype, Ideale und Geschlechterordnungen werden religiös untermauert und sanktioniert. Der Begriff Transformation lässt sich verstehen als Wandel, Veränderung, Neuformatierung und zwar bezogen auf materielle und symbolische Phänomene im Zusammenhang mit Religion(en) und Geschlecht, aber auch in Hinblick auf deren Erforschung. Die einführende Vorlesung befasst sich mit Fragen nach der Transformation religionsbezogener Studien im Sinn von „engendering Religious Studies“, dem Zusammenhang von Transformationsprozessen und Geschlecht in den religiösen Traditionen selbst sowie dem Phänomen von Geschlechtstransformationen (Geschlechtswechsel, Transgender), die in religiösen Traditionen auftreten und den Fragen der Bedeutung von Bildungsprozessen im Entdecken, Aufdecken und Reflektieren dieser Phänomene sowie im Implementieren neuer Sichtweisen.

Birgit Heller ist A.o. Universitätsprofessorin für Religionswissenschaft an der Universität Wien mit den Schwerpunkten systematisch-vergleichende Religionswissenschaft, Religionen und Geschlecht sowie "Praktische Religionswissenschaft" mit einem Fokus auf interreligiöse und spirituelle Dimensionen von Palliative Care.

Andrea Lehner-Hartmann ist Universitätsprofessorin für Religionspädagogik und Katechetik an der Universität Wien und  stellvertretende Leiterin des Zentrums für Lehrer*innenbildung. Sie forscht zu  (sexualisierte) Gewalt in Familien und Schulen (Dissertation), Subjektive Theorien (Habilitation), Gender in (religiösen) Bildungsprozessen und Bildungsinstitutionen, religiöses Lernen und religiöse Bildung in einer pluralen Gesellschaft


Elisabeth Holzleithner

Die Macht des äußeren Anscheins: Zur Neubestimmung des Verhältnisses von Recht und Religion im Zeichen staatlicher Symbolpolitik

ABGESAGT! Der Vortrag findet nicht am Mittwoch, 25. März 2020 statt.

Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Arten religiös motivierter Verhüllung hat Konjunktur. In Österreich wurden in jüngerer Zeit zwei Initiativen diskutiert, von denen eine in Gesetzesform gegossen wurde: nämlich das Verbot der Gesichtsverhüllung in der Öffentlichkeit, das seit Oktober 2017 in Geltung steht und dessen Anwendung zumindest zu Beginn etwas eigentümliche Blüten getrieben hat. Die andere Initiative betraf die Bekleidung von Personen, die Staatsmacht repräsentieren: RichterInnen, StaatsanwältInnen, PolizistInnen. Auch diesbezüglich wurden rechtliche Schritte erwogen, allerdings ist man derzeit der Meinung, mit dem bestehenden Recht das Auslangen zu finden: Man geht weithin davon aus, dass es das religiös motivierte Tragen von Bekleidungsstücken, insbesondere des muslimischen Kopftuchs, durch RepräsentantInnen des Staates ohnehin ausschließt. Und im Jahr 2019 wurde die Verhüllungsdebatte in Österreich um ein drittes Feld erweitert, das bislang wegen der Religionsfreiheit als tabu angesehen wurde: In Kindergarten und Volksschule gelten nun Kopftuchverbote; ein Verbot für Mädchen bis vierzehn ist im Regierungsprogramm von „Türkis/Grün“ vorgesehen. Der Vortrag analysiert diese Initiativen im Kontext des österreichischen Verständnisses von Säkularität und Religionsfreiheit und analysiert die Pfade ihrer Umsetzung. Er stellt sie in den Kontext staatlicher Selbstverständigung darüber, was eine integrierte Gesellschaft ausmachen soll und spürt den ihnen innewohnenden ethno-nationalistischen Tendenzen nach.

Elisabeth Holzleithner ist Universitätsprofessorin für Rechtsphilosophie und Legal Gender Studies, Vorständin des Instituts für Rechtsphilosophie und Sprecherin des Gender & Agency Forschungsverbundes an der Universität Wien. Für Forschungsschwerpunkte und Publikationen siehe http://homepage.univie.ac.at/elisabeth.holzleithner/


Caroline Berghammer

Religion und Gender: Aktuelle Befunde auf Basis der Europäischen Wertestudie 2017/18;

Mittwoch, 22. April 2020

Die höhere Religiosität von Frauen im Vergleich zu Männern wurde in der sozialwissenschaftlichen Forschung vielfach belegt. Auf Basis aktueller repräsentativer Umfragen – insbesondere der Europäischen Wertestudie 2017/18 – geht der Vortrag der Frage nach, ob sich Frauen und Männer hinsichtlich ihrer Religiosität nach wie vor unterscheiden. Im Vortrag werden einerseits Unterschiede zwischen europäischen Ländern thematisiert, andererseits wird für Österreich gezeigt, ob der Geschlechterunterschied in Bezug auf Religiosität im Zeitverlauf seit 1990 stabil geblieben ist oder sich gewandelt hat. Ausgehend von bestehender Literatur werden diese Ergebnisse theoretisch eingeordnet. Der Vortrag widmet sich auch der Frage nach den Herausforderungen der Messung von Religiosität in standardisierten Umfragen.

Caroline Berghammer ist Assistenzprofessorin am Institut für Soziologie der Universität Wien und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wittgenstein Centre (IIASA, VID/ÖAW, WU), Institut für Demographie/Österreichische Akademie der Wissenschaften. Sie promovierte im Jahr 2010 zum Thema „Religion and Fertility in Austria and the Netherlands“. Im Bereich der Religionssoziologie publizierte sie insbesondere zu den Themen Religion und Kinderzahl sowie religiöser Wandel in Österreich.


Saboura Naqshband

Queer und muslimisch? Über "Unmögliche" Subjekte, Rassismus und Widerstand im vereinten Europa

Mittwoch, 6. Mai 2020

Trotz der bereits Jahrzehnte lang bestehenden, postkolonialen Kritik an der Dominanz westlicher Feminismen (Mohanty '83; Davis '83; Spivak '88) wird im deutschsprachigen Diskurs oft noch die Frage gestellt: Gehen queer und Islam überhaupt zusammen? Können muslimische Frauen* selbstbestimmt agieren? Dass queere Muslim*innen, feministische Muslima* oder muslimische Feminist*innen existieren und ihre multiplen Identitäten verschiedentlichst (aus)leben, steht außer Frage.  Was bedeutet es aber, nicht nur queer und muslimisch zu leben, sondern dieses Muslimisch-Sein queer zu lesen?  Fatima El-Tayebs Konzept des 'Queering ethnicity' (2011) hilft uns dabei, auch 'Religion' in einer rassismuskritischen Weise zu queeren. Der Vortrag skizziert Ansätze eines glaubens-basierten, intersektionalen Feminismus, der sich widerständig dem europäischen Grenzregime und seinem Ausschluss intersektioneller Minderheiten - entgegenstellt.  

Saboura Naqshband ist Politikwissenschaftlerin, und Kulturanthropologin, und ist derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiter*in am Deutschen Zentrum für Migrations- und Integrationsforschung (DeZIM) beschäftigt. Sie studierte Arabistik, Politikwissenschaft und Anthropologie in London (SOAS), Kairo (AUC) und Berlin (FU). Als Mitbegründerin des Kollektivs "Berlin Muslim Feminists" und Vorstandsmitglied des Intersektionalen Mädchen- und Frauengesundheitszentrum IFMGZ Holla e.V. setzt sie sich für die Belange von muslimischen und von Rassimus betroffenen FLTI* ein. Zuletzt erschien ihre Übersetzung von Dr. Lana Sirris „"Einführung in Islamische Feminismen" (2017) im w_orten&meer Verlag, Berlin.


Baldassare Scolari

Religion und Gender in filmischen Öko-Apokalypsen

Mittwoch, 27. Mai 2020

In apokalyptischen und post-apokalyptischen Filmen sind gebärende Frauen, Mütter und Kinder oft Topoi der Hoffnung. Das Thema der Integrität der Familie als Grundstein für die Rekonstruktion einer neuen Gesellschaft kommt nicht zuletzt auch in Filmen vor, die stattfindende oder zukünftige ökologische Katastrophen zur Darstellung bringen. Im Vortrag wird die Frage nach der Bedeutung von Nachwuchs und Familie angesichts der Klimakrise anhand von drei Spielfilmen untersucht, die die Gefahr einer planetarischen ökologischen Katastrophe darstellen bzw. thematisieren. Der Beitrag möchte die zentrale Rolle von religiösen Symbolen, Motiven und narrativen Mustern in filmischen "Öko-Apokalypsen" aufzeigen und insbesondere darlegen, wie durch religiöse Repräsentationsformen Geschlechterrollen geformt, vermittelt, legitimiert und/oder in Frage gestellt werden.

Baldassare Scolari hat Religionswissenschaft an der Universität Zürich studiert. 2018 hat er an der LMU München mit einer Arbeit über die Performanz martyrologischer Darstellungen politischer Gewalt promoviert. Seit 2016 unterrichtet er Medienethik an der Berner Fachhochschule (BFH) und der Fachhochschule Graubünden (FHGR). Er ist Mitglied der Forschungsgruppen Medien und Religion und International Exchange on Media and Religion. Derzeit arbeitet er an einem neuen Forschungsprojekt zur Darstellung der Klimakrise in den Medien und zum Einsatz religiöser Semantik und Rhetorik in ökologischen Diskursen.


Carola Roloff

Gender-Diskurse und ihr Wandel in buddhistischen Traditionen

Mittwoch, 17. Juni 2020

In Europa findet seit einigen Jahren ein gesellschaftlicher Diskurs über das Spannungs­verhältnis zwischen Religionsfreiheit und Geschlechter­gerechtigkeit statt. Welche Aus­wirkungen hat dieser Diskurs auf die Überlieferung des Buddhismus in den Westen, und welche Rückwirkungen hat er auf den Buddhismus in Asien? Welche Gender-Vorstellungen und Gender-Rollen gibt es im Buddhismus? Welche Strategien entwickeln Frauen, um eine positive Religionsfreiheit und Gleichstellung in der von ihnen gewählten Religionsgemeinschaft zu erlangen? Wie stark sind die patriarchalen Strukturen? Werden globale Demokrati­sierung und Pluralisierung zu einer Änderung jahrhun­derte­alter Strukturen in den Religionen führen? Das westliche Bild vom unverbind­lichen Wohlfühl­buddhismus jedenfalls wird zunehmend hinterfragt.

Carola Roloff ist Gastprofessorin für Buddhismus im Bereich Buddhismus und Dialog in modernen Gesellschaften der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg (Stiftungsdozentur 2018–2025). Weitere Stationen: 2013–2018 Post-Doc and Senior Research Fellow im europäischen Forschungsprojekt "Religion und Dialog in modernen Gesellschaften", 2012 Forum Humanum Gastprofessorin und 2010–2017 Hauptverantwortliche für ein DFG-Forschungsprojekt zur buddhistischen Nonnenordination an der Universität Hamburg. Schwerpunkte: Buddhismus und Dialog in der Moderne, kontextuelle dialogische Theologie, buddhistische Nonnenordination und Forschung zu Gendertheorie

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