Ringvorlesung: Current Gender Research in the Post-Yugoslav Space: Postsocialism, Semiperiphery, Coloniality (2024)
Sommersemester 2025
Zweisemestrige Vortragsreihe unter der Leitung von Bojan Bilic
Alle Vorträge sind öffentlich zugänglich:
Universität Wien
Universitätsring 1, 1010 Wien
Hörsaal 41 (Gerda-Lerner-Hörsaal)
Stiege 8, 1.Stock
Als sozialistisches Experiment und modernisierendes Projekt war Jugoslawien nach dem 2. Weltkrieg vor die Herausforderung gestellt, Klassenhierarchien zu durchbrechen, Emanzipation von Frauen voranzutreiben, tief verankerte rassistische, ethnische und religiöse Spaltungen zu überbrücken, Armut zu bekämpfen, Bildung zu fördern, den Frieden sowie die internationale Zusammenarbeit zu stärken und die Folgen von Jahrzehnte andauernder Kolonialherrschaft über die nicht-westliche Welt zu beseitigen.
Die sozialistische Moderne ist jedoch mit Ambivalenzen durchzogen: Sich intellektuell (und) emotional mit dem Jugoslawischen sozialistischen Staat auseinanderzusetzen bedeutet, sich in einen Raum der Widersprüche zu begeben. Trotz der progressiven Gesetzgebung hat das sozialistische Jugoslawien es nicht geschafft, die unterdrückerischen Strukturen, die es von den vorhergegangene politischen Regimes übernommen hatte, zu dekonstruieren.
Im Laufe von zehn Vorträgen, die Wissenschaft und Aktivismus, zwei nährende Gefäße des Feminismus, in eine politisch produktive Symbiose bringen, werden wir uns einerseits mit dem schmerzhaften Erbe des sozialistischen Jugoslawiens an cis-, heteronormativem und nationalistischem Autoritarismus auseinandersetzen, damit wir seinen fesselnden Ruf in unserer Zeit der ausgeprägten Enteignung, kapitalistischen Krise und Unsicherheit abschwächen können. In diesem Sinne werden wir uns ansehen, wie neben den bereits bekannten kolonialen Methoden der Ressourcengewinnung und der Ausbeutung von Arbeitskräften auch LGBT-Gemeinschaften in die Palette der neokolonialen Instrumente aufgenommen wurden, mit denen der westliche „Kern“ seinen „semiperipheren Osten“ lehrt und konditioniert. Diese neuen geschlechtlichen und sexuellen Subjektivitäten, die als Mittel der Kolonisierung (miss)gebraucht werden, funktionieren parallel zu einer starken Unterdrückung sozialistischer Errungenschaften. Andererseits werden wir aber auch untersuchen, wie neuartige Verständnisse von Geschlecht und Sexualität das Potenzial haben, erschöpfte postsozialistische Imagination mit neuen politischen Inhalten zu füllen und vielleicht sogar neue Paradigmen der Inklusion zu schaffen.
Programm
- 18.03.2025, 18:30
Aleksa Milanović
The Movement Whose Time Has Come: Trans activism in the Post-Yugoslav Space - 08.04.2025, 18:30
Martin Gramc
Visibilising Intersex Persons in Slovenia, Croatia and Serbia - 06.05.2025, 18:30
Danijela Majstorović
Peripheral Intersections: Rethinking Gender, Race, and Coloniality in Postwar Bosnia and Herzegovina - 27.05.2025, 18.30
YugoslaWomen+ Collective:
The Post-Yugoslav Space in IR and Collective (Un)learning - 10.06.2025, 18.30
Roundtable:
Maja Pan and Clara Lhullier
Allgemeine Informationen
- Studierende beachten bitte: Eine Anmeldung für die Lehrveranstaltung im Rahmen des Masterstudiums Gender Studies oder des EC Gender Studies: Aktuelle Debatten über u:space ist nur während des Anmeldezeitraums möglich.
- Konzeption, Organisation und Lehrveranstaltungsleitung: Bojan Bilic
- Tutorium: Susanne Klinger
- Organisatorische Unterstützung: Dorith Weber